Dienstag, 27. November 2007

Alle Jahre wieder...

Wie schon angesprochen - ich mutiere zum weiblichen GRINCH, wenn es um Weihnachten geht.
Alle Jahre wieder, fängt die Hysterie spätestens mit Phase Eins Anfang Oktober an, es weihnachtet plötzlich aus allen Ecken und Enden. Im Supermarkt grinsen die ersten debilen Nikoläuse aus den Regalen, in den Frauenzeitschriften kommen die ersten Listen mit Weihnachtsgeschenkvorschlägen - die such aber nur an den Geldbeutel von Paris Hilton & Co. orientieren - ich zumindest wüsste jedenfalls keinen Mäzen, der mir ein Cartierarmband mit 356 lupenreinen Diamanten für schlappe 65.000 Euro unter den Baum legt und auch eine Hermes-Tasche für 3.600,-- Euro findet bei mir keinen Gönner (ich mache was falsch...MIST).

Phase Zwei zündet Ende Oktober: die bucklige Verwandtschaft ruft Stakkato an und löchert mich mit Terminwünschen an den Feiertagen. Kruzifix aber auch - es sind Feiertage, ich könnte ausschlafen, wenn nicht alle Tanten, Onkel und Urgroßmütter an der senilen Bettflucht leiden und schon morgens zum weihnachtlichen Feiertagsfrühstück einladen würden. Natürlich mit sofortiger Zusage - oder der sofortigen Enterbung bei einem Nein (kann ich mir nicht leisten...).


Phase drei Anfang November ist die Planung der Weihnachtsgeschenke - eine sehr heikle Angelegenheit. Was schenke ich denn den Senioren - die alles haben, unter fürchterlicher Alterssichtigkeit leiden - somit ein Buch als Geschenk komplett ausfällt? Was schenke ich Eltern, Schwimu, Mann, Hund, Katze und den besten Freundinnen? Und warum wird jedes Jahr die Liste länger - aber für mich die Päckchen unter dem Baum weniger?


Ab Mitte November bekomme ich Panik bei Phase Vier:. Bäume funkeln geschmückt, der Weihnachtsmarkt macht bald auf, die Kaufhäuser sind mit betrunken, schunkelnden Nikoläusen dekoriert, Wanderzirkusse stehen mit Kamelen oder Ponys mit Elchhörnern als Kopfschmuck an den Straßenecken und sammeln fürs Winterquartier, in den Pappeterien bekommt man schon kein Geschenkpapier mehr und die Christbaumkugeln haben einen Preisaufschlag, wie ein Liter Benzin in den schlimmsten Zeiten der Ölkrise. Ich weiß immer noch nicht was ich schenken soll und habe keine Zeit darüber nachzudenken, denn in meinem Geschäft ist Weihnachten ein großes Thema um das ich mich nun auch sehr sensibel kümmern muss.

Nahtlos kommt Phase fünf: ich befinde mich jetzt gerade mitten drin! Ich bekomme Wutanfälle weil die Stadt und somit auch die Parkplätze gestopft voll sind. Wenn ich einen Parkplatz ergattert habe (ich arbeite mitten in Stuttgart und brauche ihn!) rammen mir die wild gewordenen Horden der Weihnachtskäufer dicke Kisten in die Kniekehlen, schuppsen, drängeln und motzen, Kinder plärren lauthals los, weil sie das Lillyfee-Plastikpferd erst am 24. Dez. auspacken dürfen oder gerade die Eltern verloren haben im Gedränge und ich frage mich allen ernstes ob der Verfasser von „Oh Du fröhliche, oh Du selige, oh Du besinnliche Weihnachtszeit, nicht ein ernsthaftes Drogenproblem hatte oder sich zu viele Haschkekse bei der Liederdichtung rein gezogen hatte.

Jedenfalls zündet bei mir die komplette Aggressionsphase und ich überlege mir ernsthaft den Weihnachtsmannanimateuren in den Kaufhäusern einen in den Sack zu schlagen. HO, HO, HO.
Auf alle Fälle weiß ich immer noch nicht was ich verschenken soll und bin somit frustriert. Ich werde am 23.12. sicherlich herzlos durch die Stadt rennen und alle Geschmacklosigkeiten raffen, die mir noch übrig gelassen wurden: ein paar fürchterliche Hausschuhe für Tante Hanne (Marke Schottenkaro in Filzanmutung), Onkel Hans bekommt eine Flasche Absinth und schneidet sich an Heilig Abend hoffentlich trotzdem kein Ohr ab, meine Freundinnen bekommen eine Backmischung für den perfekten Mann, mein Mann bekommt von mir das Geschenk, dass ich 24 Stunden am Stück nur tue was er will (die restlichen 364 Tage läuft das dann wieder umgekehrt). Meine Eltern bekommen wie jedes Jahr eine anständige Tochter, die sich an Heilig Abend benimmt und keine Gassenhauer unter dem Weihnachtsbaum zum besten gibt.

Ich gehe jetzt schon in die Apotheke und kaufe mir ein starkes Beruhigungsmittel - dann stehe ich das lässig durch, zwar im Halbschlaf aber Willenlos!
Warum jetzt schon? Ist doch klar - ich bin sicherlich nicht die Einzige auf dem Anti-Weihnachts-Tripp - und bevor die Beruhigungsmittelknappheit vor dem Feste eintritt - schlag ich lieber gleich zu!

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