Dienstag, 13. November 2007

Unterarm-Bellmaschinen

Am Wochenende war die Animal- & Pferd-, Reitermesse in Stuttgart. Da musste ich natürlich hin, denn ich, Miss Marple bin eine passionierte Reiterin. Leider ist der Damensattel doch sehr aus der Mode gekommen und es waren dafür sehr viele Westernreitaussteller da - was eine englische Amazone natürlich nicht so sehr inspiriert. Nach dem ich nun schon einmal auf der Messe war, bin ich zu der Hundeausstellung gegangen. Was soll ich sagen? Ich war entsetzt!

Dank Paris Hilton und anderen bullemierenden Blondchen sind die kleinen Unterarmhunde schwer in Mode gekommen - genannt auch Hundeclutcher (Clutch-Bags sind winzige Handtaschen für den Abend, meine werten männlichen Leser) oder vierbeinige Schweißstopper - gerne genommen auch der Ausdruck bellendes Insekt oder Fell-Amphibie.

Ich kam in eine Ausstellungshalle in der diese kleinen Fellasseln herumwuselten, begleitet oft von Frauchen die man mit einer Kerze hätte röntgen können, weil so mager und dem passenden Begleiter, Marke russische Türsteher-Mafia im Rotlichtmilieu. Die Vierbeiner haben sicherlich noch nie im Leben die Erde berührt, da man sie in zu 90 % pinkfarbene, gefakte, Initialen-Hunde-Köfferchen gesteckt hatte, die lässig unter dem Unterarm hingen. Die restlichen 10 % der lebenden Handtaschen, wurden direkt unter die Achseln geklemmt und ich habe mir ernsthaft überlegt, ob diese Tiere nicht unendlich nach Schweiß stinken - so auf Dauer! Ob die wohl morgens mit Raumduft oder Deodorant gepimpt werden?

Leider bin ich nicht sehr groß, was wiederum zur Folge hatte, dass ich ständig mit meiner Nase auf feuchte, kleine, oft faulig stinkende Hundenasen geraten bin, die aus den Taschen herausschnüffelten, gepaart mit den listigen Glubschaugen eines Gremlins und einer vollkommen debilen Schleife im Fontanellenbereich (Rüden blau, Mädchen Rosa). Ich war mir oft nicht sicher, ob diese Miniatur-Bellmaschinen überhaupt noch Beinchen besitzen, oder ob man diese nicht praktischer Weise gleich spontan weggezüchtet hat?!?

Jedenfalls war es Klischee pur, genau wie man bei den Bernhardinern zünftige Männerwaden der Besitzer in Krachledernen bestaunen konnte und der Deutsche Schäferhund einfach in Begleitung eines Rippenunterhemdbesitzers daher kommen musste.

Die Hunde, die alle leicht genervt und gestresst waren, wurden gepudert, onduliert und auch parfümiert - und im Wettbewerbszirkel trippelten bei meiner Anwesenheit gerade die Pekinesen im Kreis herum, mit passenden Besitzern, die ihren Hunden wirklich sehr ähnlich sahen. Auch die Diskussionen, warum gerade z.B. Tiffi von der Trauerweide (die natürlich einen Stammbaum hat - der mindestens bis achtzehnhundert und ein paar Zerquetschte reicht) nicht den ersten Platz gemacht hat, waren doch sehr subjektiv. Es wurde verlautet, die Preisrichter wären blind, bestochen oder wären von der nachbarlichen Katzenausstellung geliehen - hätten jedenfalls keinen Plan und das Ego und kleine Hundeleben von Tiffi wäre nun unaufhaltsam zerstört. Für immer!
Mir kamen die Besitzer eher vor wie die exzessiven Eisprinzessinnen-Eltern auf Gewinnerturky, die einen großen Star auf Teufel und Verderb aus ihren zerknautschten Pelztieren machen wollten und nicht einsehen, dass es eben noch erlesenere Exemplare gibt.

Mein absolutes Highlight in positiver Weise war Rudi! Eine struppige Promenadenmischung, Sohn einer nymphomanen griechischen Hündin, die sicherlich nicht mehr wusste wer Rusdi's Erzeuger nun wirklich war. Rudi jedenfalls war ein knitzer, halbhoher, krummbeiniger Geselle, mit rotblondem struppigem Fellkleid und den schönsten runden Hundekulleraugen umrahmt von langen dicken Wimpern, die ich je gesehen habe. Der kleine Kerl hatte so eine Ausstrahlung und Freundlichkeit - dass er der absolute Champion der ganzen Hundeausstellung war. Halt ein ganz dicker Kumpel fürs Leben! Und das sollten Vierbeiner auch sein - keine modischen Accessoires!

Keine Kommentare: