Nachdem ich einen recht unerfreulichen Exkurs in ein Stuttgarter Krankenhaus unternehmen musste, hatte ich wenigstens die Möglichkeit, eine Dienstleistungstauglichkeitsprüfung unter schwierigen Bedingungen (für die Schwestern und Pfleger und überhaupt, warum heißen die nicht Brüder???) zu machen.
Jedenfalls war ich zwei Tage dort und ich vermute ganz stark, dass die Mitarbeiter des Krankenhauses nicht unfroh sind, dass ich nun Zuhause das Bett weiter hüte und somit den Klinikalltag nicht weiter empfindlich störe.
Vor der anstehenden OP war alles noch im grünen Bereich, als ich in mein Zimmer verfrachtet wurde und ich das unmodische OP-Flügelhemdchen überreicht bekommen habe, dachte ich mir ok, hier ein Knoten, da eine schicke Falte und ich sehe darin aus wie ein gestrandeter Engel. Zog das Hemdchen brav über, schmiss mir die Vollnarkosenscheißegalpille rein und dämmerte langsam hinüber. Ein junger Zivi bollerte dann mein Krankenbettchen und mich durch schmale Gänge, die durch die Essensausgabewägelchen noch schmaler wurden, aber er rammte mit meinem Bett und mir sorglos diese Hindernisse aus dem Weg. Eine nette Nachwuchsschwester schmiss noch lässig ein paar Blutproben neben mein Kopfkissen und meinte, die sollten wir mitnehmen und die Dinger schwappten auch vor meinen Pupillen bedenklich herum. Endlich im OP-Geschoss angekommen, war ich erleichtert, dass ich kein Schleudertrauma von der Wahnsinnsfahrt bekommen habe und auch die Blutproben nicht übergeschwappt sind, dann hätte ich sicherlich ausgesehen wie ein übel zugerichtetes Unfallopfer und mit Sicherheit wäre ich in einem Proforma-Ganzkörper-Gips aufgewacht.
Nachdem ich noch mit einem sehr smarten Anästhesisten ein wenig geschäkert hatte, schlief ich auch einigermaßen friedlich ein und wachte erst wieder auf, als sich die Oberschwester, die mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch der Hausdrachen des Hospitals war, vor meinem Bett aufbäumte, neben Ihr die drei Zivis Tick, Trick und Track aus Entenhausen und sie mich nicht gerade nett mit polnischem Akzent ansäuselte "Ähntschuldiguung, wir missen jätzt auf Toilette gähän! Irch muuss daas kontolleiren!" Etwas konsterniert, müde, hungrig und vor allem recht überrumpelt vom Muss des Müssens und angesäuert über das Komitee von den Entenhausenbewohnern, die ich beim Pinkeln sicherlich nicht dabei haben wollte, sagte ich "NÖ! Ich stehe nicht auf "wir" und Gruppenpinkeln und wenn SIE müssen – bitte tun Sie sich kein Zwang an – ich muss jedenfalls nicht!"
Die Kampfbullenschwester fing das diskutieren an und ich schmiss die Vier kurzer Hand aus dem Zimmer. Allerdings mit der Aufgabe mir was Essbares zu besorgen, denn wenn ich Hunger habe werde ich zu einem Reißwolf! Nach einer Stunde bekam ich vier Zwieback hingelatzt und konterte mit einem "übrigens ich war alleine auf dem Örtchen, Ätsch!"
Darauf hin war die Kampfhuhnschwester dann vollkommen beleidigt. Ich versuchte ihr klar zu machen, dass ich kein Komplettpflegefall sei und ich nach wie vor meine Intimsphäre bewahrt haben möchte. Das ich auch nicht gewillt sei, eine Nulldiät zu machen und man mir gewisse Entscheidungen selbst überlassen sollte, da ich ansonsten ein ungeheuer böses Mädchen werden würde! Nachdem die gute dann einen auf Mitleid und "wissähn sie, ich bihin denn ärschten Tahag hierrr und machhääh nur meinäh Arrbeiit" gemacht hatte, jedoch weiterhin wie Feldwebel Säbelbein bestimmen wollte was zu tun ist, schmiss ich sie das zweite mal aus dem Zimmer.
Selbst Mister Stringer, der ein sehr gerechtes Gemüt hat und mich normaler Weise gerne mal zur Räson bittet, wenn ich böse werde, hat mir ein wenig recht gegeben. Zumindest hat er mich nicht gemaßregelt und mir dadurch bestätigt, dass ich im Recht war. Am nächsten Morgen durfte ich dann, nachdem die Ärztin mir noch strenges Liegen verordnet hatte, nach Hause gehen.
Ich vermute ganz stark, dass sich das Pflegepersonal zusammengerottet hatte und eine Abstimmung machte, dass Miss Marple dringend entlassen werden muss. Ich glaube die dachten, wenn ich einen Tag länger hätte bleiben müssen, ich ganz nach Rockstarmanier mit dem Tropfhaltegestell das Zimmer demoliert, und mit Schnabeltassen um mich geschmissen hätte. Auch vermute ich, dass die für Fälle wie mich, in Zukunft ein Zwangsjäckchen anschaffen wird. Tick, Trick und Track werden bestimmt ihre Ausbildung überdenken und eine Lehre als KFZ Mechatroniker beginnen, die haben den Schock ihres Pflegerauszubildendenlebens bekommen.
Ich fand mein Benehmen nicht ganz so schlimm, nur mag ich halt nicht bevormundet werden. Und die debile "Wir-Sprache" geht überhaupt nicht! Das ist im Alter von neununddreißig Plus auch recht unnötig, ich bin bei klarem Bewusstsein und kann noch in ganzen Sätzen denken. So!
Nun bin ich zuhause, eingehüllt in ein modisches Seidenteilchen, liege brav im Bett und lasse mich von Mister Stringers Kochkünsten verwöhnen. Nur so wird man auch ganz schnell wieder gesund!
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1 Kommentar:
Heyyy Miss Marple,
komm wieder auf die Beine und gute Besserung!
Grüße Space Cowboy!
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