Samstag, 13. Oktober 2007

Wagen Fünf-Null-Vier ist in zwei Minuten hier...

Nachdem ich heute mein Schleudertrauma ein wenig auskuriert habe, möchte ich mich mit meiner unvergesslichen Taxifahrt Donnerstag Nacht in Stuttgart auseinander setzen.
War am Donnertag mit Miss Rich meinen bevorstehenden Urlaub einläuten. Wir waren wie immer als Starter im Brunnerz, was wieder mal ein tolles Entrée war, da wir eine so leckere Weinempfehlung bekommen haben, dass wir gleich ein Fläschchen davon geordert haben. Zusammen mit dem Pfeffersteak mit Rosmarin-Gnocchis und dem Toblerrone-Mousse als Nachtisch, hatten wir dann auch die reelle Grundlage für weitere Aktivitäten. Gut gelaunt vom guten Wein, zog die kleine Karawane weiter zu einem Absacker, ich betone – wir wollten nur einen kleinen Absacker trinken. Wir trafen noch einen guten Freund von uns, der uns ans Herz legte, dass so ein Ramazotti nur dann gut ist, wenn man immer eine gerade Zahl davon trinkt. Also 2 , 4 oder 6. Da wir sehr artig sind, haben wir den Tipp auch befolgt, was uns wiederum den Helm ein wenig verbogen hat. Miss Rich hatte es plötzlich sehr eilig mit dem Aufbruch. Ich verspürte auch den Wunsch in mein Bett zu kommen und bestellte mir ein Taxi. Wagen Fünf Null Vier – war in drei Minuten hier! Drin saß ein kleiner Inder, der gerade so übers Lenkrad schauen konnte und kicherte freundlich. Ich überlegte krampfhaft ob ich jetzt auch noch eine Rose kaufen muss – sagte brav meine Adresse und hatte gerade noch Zeit mich anzuschnallen, denn der kleine indische Dienstleister machte ein Powerslide. Meine Nase rammte am Beifahrerfenster entlang und ich bin sehr dankbar, dass Mercedes an Omi-Festhaltgriffe im Innenraum gedacht hat. Nachdem wir also die Rally Paris Dakar in den Stuttgarter Westen gestartet haben, flogen wir die Silberburgstraße entlang, auf der seit einem viertel Jahr ein Kreisverkehr installiert ist, dass weiß jeder, nur der kleine Inder aus Neu Delhi hatte es verdrängt. Er schoss direkt – ohne über Los zu gehen über die Verkehrsinsel drüber, ich hob aus dem Sitz ab, mein Kopf knallte direkt an den etwas übersichtlich gepolsterten Autodachhimmel und ich hatte das Gefühl einer offenen Fontanelle, wie im Säuglingsalter. Der winzig kleine Taxifahrer sagte nur „huch, was war das? Es war neulich noch nicht da“ und grinste. Weiter ging es auf die Rosenbergstraßenkreuzung, auf der wir effektiv KEINE! Vorfahrt hatten, dafür aber eigentlich ein Mini, der mit kreischenden Reifen, gerade so zum stehen kam. Indien fand es lustig und meinte „huch, der ist so klein, den hab ich nicht geblickt“. „aha – blickst Du den Rest???“ dachte ich vor mich hin, konzentrierte mich auf sicheren Halt, meinen Blutgruppenausweis und meine Patientenverfügung, die ich immer bei mir habe. Am Hölderlinplatz hat er eine rote Ampel übersehen und ich bat ihn sehr herzlich und bestimmt, mich bitte aussteigen zu lassen. Ich, ein Sportmuffel vor dem Herren, die niemals einen Schritt zu viel läuft, hatte das Bedürfnis den Rest des Wegs (der nur noch Berg auf geht und bitteren Muskelkater in den Waden hinterlässt) zu laufen. Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich nicht in zusammenhängenden Gliedmaßen in mein Bett komme, wenn mich Neu Delhi vor die Haustüre bringt. Zuhause angekommen, sehr lädiert von dem Mitternachts-Gewaltmarsch und immer noch etwas Ramazotti verseucht, bin ich glücklich ins Bett gefallen. Gut, meine Nase tut immer noch weh, mein kleines Schleudertrauma von der Vollbremsung zieht ab und an im Nacken und die Schädeldecke ist ein einziger blauer Fleck – aber ich bin lebend angekommen.
Lieber kleiner indischer Taxifahrer: wir haben weder Linksverkehr, noch sind Verkehrsinseln als kleine Rampen zur schnelleren Fortbewegung als Abflugschanze zu sehen! Ein Mini hat man auch Vorfahrt zu gewähren – wenn er auch das winzigste Auto ist und bitte ignoriere in Zukunft alle eintreffenden Taxiwünsche von mir – es ist besser für uns Beide!

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