Freitag, 4. April 2008
Gartenglück und Damenspaten
Vorsicht! Lebende Pflanzen stand auf dem Paket, dass ich gestern von den gelben Jungs geliefert bekommen habe. Nicht sehr ehrfürchtig schmissen sie den sehr großen Karton auf den Boden und ich meinte ein „AUTSCH“ aus dem Karton zu hören. Ja, Miss Marple ist infiziert vom Gärtnervirus. Natürlich besitze ich die Vollausrüstung für die glückliche Gärtnerin. Angefangen von einem schicken Lederschurz mit den Einhängelaschen fürs Schäufelchen, einen Tropenhut für das subtropische Klima ab Mai in Stuttgart, die Harke und eine Gartenschere, über eine Buchsbaumondulierschere, einen Vertikutierer, eine Designergiskanne für fröhlich juchzende Blumen, aber auch einen Unkrautstecher für den bösen Knöterich und den linkischen Löwenzahn, alles ist vorhanden. Nicht vorhanden ist die gewisse Geduld und das einsehen, dass Blumensamen einige Zeit brauchen um ihr Grün durch den Boden zu stecken. Von mir aus könnten die SOFORT aus dem Boden schießen! Nun gut, da stand es also vor mir, das überdimensionierte Paket voller Samen, Stecklingen, Containerpflanzen und einer Seerose. Ich glaube ich habe mich da ein wenig verkalkuliert bei der Bestellung, das Zeug reicht um den Rosensteinpark bis zum Schlossgarten zu beglücken! Nun stehe ich im Garten mit dem ersten Problem. Leider habe ich einen knallharten Lehmboden, da mein Haus in den ehemaligen Weinrebenhängen Stuttgarts steht. Nicht gerade die beste Voraussetzung „Lazy-Gardening“ zu spielen und verspielt hier und das eine hübsche Knolle in die Erde zu stecken. Nein, es ist eher der Kampf, mit einem geeigneten Spaten den Boden zu lockern und zu verbessern. Der Spatenkauf war so spannend wie der Kauf eines Luxusneuwagens, denn Spaten ist nicht gleich Spaten! Es gibt da zum Beispiel einen Damenvierländer, einen Bremer Spaten und einen Vierläner. Alles Grütze – die Dinger sind nur für leichte Arbeiten geeignet. Interessanter wird es erst bei der Rubrik Marschrüffel oder Eiderstedter Spaten, ausgewiesen für echte Kerle und echte Tiefbauarbeiten. Allerdings haben die den Nachteil, dass sie so schwer sind, dass man sich gleich einen gut bemuskelten Gärtnergesellen (gut aussehend natürlich) mitbestellen sollte. Nachdem ich trotz meiner gut gefütterten Wildlederhandschuhe, mit Blasen überzogenen Hände, meinen Boden verbessert habe, Mit Sand und Humus den Boden gelockert und den alten Lehmboden heimlich in der Nacht dem doofen Nachbarn in den Garten geschaufelt habe könnte ich loslegen. Wäre da nicht meine Vorstellung und im Gegensatz die Vorlieben der botanischen Kreaturen. Die Eine mag es sonnig, die Andere eher halbschattig. Dafür möchte die Nächste einen sauren Boden und die Übernächste liebt es kalkhaltig. Suppi ihr Deppen! Wie soll ich mir das alles merken ohne hässliche Plastikstecker in den Boden zu rammen um überhaupt noch den Überblick zu behalten? Wo habe ich im letzten Jahr eigentlich die Akelei vergraben, die in absoluter Feindschaft mit der Waldheidelbeere steht? Auch die Logistik hinten höhere Pflanzen und vorne die Zwerge zu setzen ist fein. Aber leider recht schwer umzusetzen, wenn der Versandhändler die Wuchshöhe nicht angibt und die Bestellung der Pflanzen meiner seits schon im Winter erfolgt ist. Dann habe ich auch fiese Rizombilder bestellt – die, wenn man sie nicht in tief versenkte Wurzelsperren setzt, spätestens im dritten Jahr im ganzen garten und in der Nachbarschaft ihr Unwesen treiben – ähhhm – welche Gattung war das noch? Nun sitze ich in einem Schlachtfeld von Samen, Knollen und Stauden, mir ist zum heulen zumute, da ich spüre, dass sich alle Blümchen anfeinden und ich anstatt einem Lazy Garten einen Loser Garten anpflanze. Ich gebe zu, die Nachbarn bestaunen jährlich das gepflanzte, bunte Chaos und diskutieren, wie ich es schaffe, Schattenpflanzen in der prallen Sonne gedeihen zu lassen. Ich glaube das gelingt mir nur deswegen, weil ich den Kleinen gut zurede und um Verständnis bitte. Sie bemühen sich redlich und zicken sich auch nur ganz selten an. Auch bin ich selbst immer wieder überrascht wo plötzlich unbekannte bunte Köpfchen erscheinen, die ich schon vor Jahren gesetzt hatte. Die es aber bisher vorgezogen haben in der Erde ein jahrelanges Schläfchen zu halten. Gärtnern ist was herrlich Verzweifelndes! Jedes Jahr schwöre ich mir nur noch mit Logik, Pflanzplan und unkomplizierten Pflänzchen mein Glück zu versuchen – doch jedes Jahr verfalle ich aufs Neue dem Virus, das Unmögliche möglich zu machen! Ein hoch auf das bunte Chaos!
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