Mittwoch, 29. August 2007

Der Zwangsverkauf von Stuttgarter Weinen auf dem Stuttgarter Weindorf

Unser erster Bürgermeister hat doch tatsächlich durchgeboxt, dass nun jeder Stand auf dem Stuttgarter Weindorf Weine der Region anbieten muss!
Jetzt gibt es also bald noch den Stuttgart Regionalwein Saufzwang!

Ich möchte gerne ein paar Aspekte zu dem Thema Weine aus Stuttgart anmerken.

Ich freue mich selbstverständlich sehr für Stuttgart und die Weingüter, dass man seit diesem Weindorf die Wirte dazu verpflichtet hat, mindestens einen Wein in Rot und Weiß aus dem Ländle bereit zu halten. Das rühmt die Stuttgarter gelobte Geschäftstüchtigkeit.
Was mich jedoch interessieren würde, wäre eine Veröffentlichung der effektiven Nachfrage und der Verkaufszahlen der Stuttgarter Produkte nach dem Weindorf. Es ist immer sehr rühmlich etwas zwanghaft fest zusetzen, denn dann hat man ja auch das gute Gefühl „etwas gscheit“ gemacht zu haben. Aber unter dem Strich muss es sich auch wirtschaftlich lohnen und die Nachfrage muss da sein! Ist sie das?
Vielleicht gibt es auch eine Anzahl an anderen Gründen, warum manches Stuttgarter Lokal keine Weine der Region anbietet! Z.B. Preis, Leistung und Qualität.
Über die Qualität der Genossenschaftsweine kann man zum Teil durchaus streiten. Und wer will den freiwillig gerne einen Schädelspalter trinken?
Da kann der Zwang des Angebotes noch so groß sein, der Gast wird sicherlich das bestellen, was ihm schmeckt und was Hip ist, wie man so schön sagt. Hip sind aber nicht die Weine mit den Etiketten mit kleinen debilen Württembergermännchen drauf, das Rotnasig wie ein Alki ein Vierteleglas in die Höhe lupfen. Das ist für eine Stuggi-Zicke echt nicht stylisch genug!
Dazu sollte man einmal das Marketing der Produkte überdenken. Stuttgart bietet in vielen Bereichen ein recht engstirniges, ländliches und verstaubtes Marketing an, dass dringend entstaubt gehört, das wäre dann die schwäbische Marketingputzete.
Was ist eigentlich mit den Stuttgarter Baustellenbesichtigungs CLP's? Da könnte man doch mal eine Kampagne: "Sie dürfen nur noch Stuttgarter Produkte kaufen" veröffentlichen.
Wie sehen die Verbraucher die über diese Zwangsmaßnahmen lesen? Lacht nicht jeder Weindorfbesucher darüber wenn er ließt, dass die Wirte nun gezwungen werden regionale Produkte zu verkaufen - für mich als Endverbraucher ist es sicherlich ein Zeichen, dass bei zwanghaft feilgebotenen Waren die Qualität nicht stimmt, denn sonst wäre Angebot und Nachfrage von Hause aus da.
Wird da nicht der Wirt vom Weindorf zum Belzebuben gemacht und muss das Süpple auslöffeln, dass an einer ganz anderen Stelle gebraut bzw. gewinzert wurde?

Zuletzt: Die Tatsache, dass Stuttgart sich gerade nicht mit Ruhm bekleckert, mit dem Rauchverbot, Trinkverbotsüberlegungen auf öffentlichen Plätzen, und Außenbestuhlung nach „Din-Norm Stuttgart“ geht gerade hinreichend durch die Presse. Mir schaudert es kalt über den Rücken wenn ich daran denke, dass ich mich zukünftig auch noch mit dem „Region Stuttgart Wein Trink Zwang“ auseinander setzen muss.

Könnte man sich in der Regionalpolitik nicht wieder dazu entsinnen, dass der Stuttgarter einen eigenen Willen und eine eigene Meinung hat, gepaart mit Geschmack und auch mit Geschäftssinn und man ganz schnell von den übermütigen Reglements die man für durchdachte Regionalpolitik hält, wieder zu einem erträglichen Normalmaß zurück kehrt?!

2 Kommentare:

Miss Rich hat gesagt…

Wow, das wusste ich ja noch gar nicht. Und ich wollte einen großen Bogen um die regionalen Weine machen. Da gibt es zwar sehr gute, aber auch solche mit dem sinnigen Namen "Sorgenbrecher" - da ist doch der Name schon Programm. Ich habe es versucht!

Paula Lotte Netje Veilchen hat gesagt…

Hellöh miss Sophie!
Ja mancher Wein mit dem Namen Sorgenbrecher macht sicher auch gleich Blind! Ich bin dann doch eher für die leckeren, fast schwarzen, schweren kalifonischen oder auch ungarischen Weine (z.B. Weingut Hillinger) die einfach schon nach Qualität riechen.
Sag mal wann gehen wir denn aufs Stuttgarter Weindorf, schwäbische Weine ignorieren?