Es gibt Erfindungen, die will man nicht wirklich haben. Vor allem aber, möchte wenigstens ich nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden und gezwungen werden, ganz neumodische Dinge ausprobieren zu müssen.
Sonst hätte ich mir schon lange die Schuhe mit integrierten Rollen gekauft – die ja im wahrsten Sinne des Wortes – gerade der hippe Renner sind. Oder aber ich hätte mir, als es der modernste Renner war, ein so genanntes „Arschgeweih“ stechen lassen, was ich auch tunlichst unterlassen habe, weil man nicht immer auf dem neuesten Stand der Technik und Mode sein braucht. Manche Erfindungen läßt man einfach lieber sein und hat auch keinen Bock auf den Selbstversuch!
Die Deutsche Post jedoch, versucht auf biegen und brechen ihre Bahnbrechenden, kostspieligen und undurchdachten Erfindungen, dem Postkunden aufs Auge zu drücken. Komme was wolle (die Post kommt immer zu spät).
Warum ich sauer bin? Ich komme heute heim, gehe an den Postkasten und finde eine blaue verratzte Doppelkarte (ich nehme an da hängt noch die Butter vom Brot, der gesetzlich und gewerkschaftlich geregelten Mittagspause dran), auf der steht ich hätte ein Paket bekommen, das auf mich in der Packstation wartet. AHA! Ich habe aber nix bestellt! Vor allem aber habe ich damals, als die Packstationen im Trend lagen, ein Zettelchen bei der Post ausgefüllt, dass ich keinesfalls diese Etablissements besuchen würde, sondern man doch die Päckchen lieber bei der Nachbarschaft verteilen solle (sind hier eh alles neugierige Hausfrauen die nach Abwechslung lechzen) und ich ggf. auch gerne in die Postfiliale gehen würde, um meine bestellten Pakete abzuholen.
Die Packstationen sind mir jedoch sehr suspekt. Zumal die Standortwahl der meisten Stationen höchstens von einem Fahrrad fahrenden Postbeamten geplant worden sein können, da man an diesen Paketpuffzellen, weit und breit keinen Parkplatz bekommt und man die Pakete gefüllt mit Kaffeevollautomaten, einer kompletten Hantelbank oder den fünf Tonnen bei Ebay bestellten Zement auch noch durch komplette Stadtviertel schleifen muss, bis man sie endlich ins geparkte Auto zerren kann.
Gut ich gebe zu, mit neununddreißig Plus ist man dann doch eher Old School und pflegt gerne mal einen Plausch mit dem rotzbremsigen und stark schwitzenden Postbeamten der Filiale, der einem auch permanent ein Konto bei der Postbank aufschwatzen will und mann entzückt immer wieder ein "nein, kein Bedarf" hauchen kann.
Ich schaue mir also die Doppelkarte an und finde keine Telefonnummer darauf, bei der ich mich beschweren könnte. Die Telekomauskunft wird’s schon richten, denke ich und möchte gerne die Nummer meiner Filiale in Stuttgart West haben. Ich höre nur von der Telekomdame ein „ho ho ho“ und bekomme die Auskunft, dass die Post keinerlei Telefonnummern preisgibt, außer einer Callcenternummer. Also gut, dann lassen wir den Frust eben an den Frust geschulten Damen aus – da werden Sie geholfen – ich lasse mich verbinden. Das ich natürlich an die noch untertrieben faulste Callcenterschnecke gerate, die die Deutsche Post zu bieten hat, die mal so überhaupt keine Lust auf Konversation und Problembewältigung hat und eigentlich so klingt wie die Aussage „Schatz ich will heute nicht – ich habe Migräne“, dass ich genau an die gerate ist sicherlich kein Zufall gewesen. Jedenfalls hatte sie keine Lust und quäkte immer nur „sie müssen halt in die Packstation gehen“ und ich ranzte zurück „niemals!“. Mit Engelszungen und viel Feingefühl versuchte ich ihr klar zu machen, dass ich GENERELL nicht wünsche, dass Päckchen, Pakete und Briefbomben für mich in eine Packstation gestopft werden sollen. Sie hatte nicht so viel Charme wie ich und sagte immer nur sie könne da nichts machen. Nach dem ich mit ihr sieben Minuten gesprochen hatte und sie mich auch noch mit einem komplett falschen Nachnamen angesprochen hatte, war es mir zu viel. Ich bedankte mich höflich für die unglaubliche Inkompetenz und sprach die Vermutung aus das dies ihr absoluter Traumjob sei! Irgendwie hatte ich das Gefühl, das sie so viel herzliche Wärme nicht begreifen konnte – sie legte einfach auf…
Nachdem ich kluges Kind mich daran erinnern konnte, dass alle Poststellen nun auch zu Postbankfilialen befördert worden sind (sie erinnern sich ein paar Zeilen weiter oben an den Beamten mit den Kontos?) dachte ich: „eine Bank besitzt ein Telefon zur Kundenberatung, die Nummer bekomme ich raus“ recherchierte im Internet und fand? NICHTS! Außer der Straße meiner Poststelle und zwei leeren Feldern bei der Telefon- und Faxnummer. Aber eine 01802 Servicenummer stand gnädiger weise dort und ich machte meinen zweiten Versuch. Die Dame am Apparat war wesentlich netter und nachdem ich ihr meinen Frust erzählt hatte und gemeint habe ich würde mich nicht entmündigen lassen, ich wolle meine Pakete in mein Heim zugestellt bekommen haben und einen knusprigen Postbeamten dazu, nahm sie sich meinem Problem an und schickte eine E-Mail an eine Stelle, dass einer hysterische Kundin nach zwei Nervenzusammenbrüchen keine weitere Zusendung an die Postpackstation zuzumuten wäre, da die mögliche Gefahr des sinnlosen Vandalismus an der Station, durch Tritte der High-Heels Marke Manolo bestehen würde.
Nachdem wir gerade so nett am Plauschen waren und mein Problem scheinbar gelöst war, wagte ich die Frage, wie es denn sei mit dem Postbankkonto. Ob man als älterer Mensch denn die Möglichkeit hätte, telefonisch Dinge zu klären, wenn man Fragen hätte. Die nette Dame sagte „Nein, sie müssen schon zu ihrer Filiale persönlich gehen“.
Nun frage ich mich, ob das wirklich der Ernst der gelben Brigade ist? Was machen denn Senioren oder berufstätige Menschen, die mal gerade keine Zeit haben um sich in eine Schlange der Postbank zu stellen, da von 15 Schaltern nur einer besetzt ist? Was nützt denn das wie Sauerbier angebotene Konto bei der Postbank, wenn ich wegen jeder Befindlichkeit persönlich vorbeitraben muss? Meine wirklich nette Gesprächspartnerin musste mir beipflichten und ich glaube während sie mit mir gesprochen hat, ist ihr bewusst geworden in was für einem beschissenen Verein sie arbeitet. Ich habe ihr dann zum Schluss versprochen, mich um ihre Bewerbungsunterlagen zu kümmern und sie bei der Wahl nach einem neuen Arbeitgeber gerne zu unterstützen. Ich bin nämlich Bewerbungsberaterin und helfe verirrten oder gestrandeten Menschen gerne wieder auf den Pfad der Tugend!
Die Post jedoch, ist für mich eine faule, träge Institution, die ihre Kunden zu Dingen zwingt, die nicht gewünscht werden.
Jedenfalls werde ich heute Abend um 19 Uhr zu der Packstation gehen und neugierig schauen was ich denn für ein Paket bekomme, dass ich nicht bestellt habe. Vielleicht eignet sich das geöffnete Paketräumchen ja auch zur individuellen Müllentsorgung und ich kann meine Altpapiertonne ein wenig entlasten? Irgend ein lustiger Streich wird mir einfallen für den Bezirk 120, und wenn der Befüller schlau ist (was ich leider nicht vermute), wird er rückverfolgen können wer es war und dann niemals wieder in seinem Leben in Erwägung ziehen MIR ein Postversand auf diesem Weg zukommen zu lassen.
Zum Schluss wünsche ich mir meinen alten Postboten wieder, der schon lange in Rente ist. Der hat in unserer Straße bei den hohen Hausnummern angefangen die Post zu verteilen, auf dem Weg zu den niedrigen Hausnummern ist er bei so vielen allein stehenden Witwen vorbei gekommen und musste so fürchterlich viele Likörchen trinken, dass er im angeschickerten Zustand ab Haus Nummer 20 nur noch Postwurfsendungen gemacht und sämtliche Restpost in einen Briefkasten gestopft hat.
Damals war die Post einfach noch ein menschlicher Apparat.
Freitag, 24. August 2007
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