Montag, 13. August 2007

Qual der Wahl

Stuttgart hat sehr viele Bezeichnungen. Stuttgart ist Weltstadt und Stuttgart ist ein Dorf - um nur zwei zu nennen. Stuttgart so viel zu bieten: Snobs, Spießer, Ausgeflippte, Ölaugen, Mullas, Querdenker, Querschei..., naja und so weiter. Aber es gibt ein großes Problem in Stuttgart. Etwas das diese eigentlich ganz sympathische Stadt/Dorf etwas hinter den Metropolen wie London, New York, Hamburg oder München hinterher hinken lässt: der Media Markt. Der in der City ist zu vernachlässigen, aber sonst? Kein richtiger Media Markt in Stuttgart.

Der gemeine Stuttgart muss sich also vor dem Elektroschrottkauf erstmal einer folgenschweren Entscheidung hingeben: Sindelfingen oder Zuffenhausen. (An alle Zuffenhäusener: ihr seid eingemeindet - also zugezogene). Was soll man da machen. Da muss man mit dem goldenen einstelligen Kennzeichen zu den Zweistellern gurken.
Und entweder über einen Staupunkt auf der Autobahn oder über einen Staupunkt am Pragsattel. Die flexiblen unter uns lösen das Problem per Münze werfen.

Und dann der Laden selbst. Phüüüü. Da will man sein sauer erspartes in einen topmodernen LCD-TV investieren (die Tatsache, dass ich das Teil selbst gar nicht bedienen kann, das lassen wir jetzt mal außer Acht) und flaniert (so gut das in Sneakers eben geht - die Highheels passten nicht zur Kette) an dem doch reichhaltigen Angebot entlang. Ein Blick nach links, einer nach rechts. Sonst kommt dann immer jemand und fragt die Frage aller Fragen: kann ich helfen (den Gesichtsausdruck "ich könnte, will aber nicht" kann die Servierdüse gerne im Gesicht belassen, ich weiß das schon). Aber nicht im MediaMarkt.
Die nächste Taktik ist weniger subtil. Handy (Blackberry Pearl - das gehört sich für ne Tusse) raus und gurren (mit maximallautstärke): hach, Haaaaase, ich möchte doch bloß nen LCD, aber die sind hier alle so kleeeeinnnnnn (das Größte was rumstand war ein Bildschirmdurchmesser von 1.50 Meter), das sieht in der Eingangshalle so sparsam aus. Schatz ich glaub ich muss zu Bang & Olufsen.... Auch das hilft nicht. Schade, aber ich bin ja auch bei Media Markt. Das ist da Programm, das muss so sein, das wäre ja wie gesundes Essen bei McDonalds.
Also, weiter (Frau gibt nicht auf). Dann wie eine dumpfbackige Presswurst neben einem Verkäufer (sobald gefunden) auf und ab tippeln und immer wieder stöhnen (dieses leicht nervöse, aber nicht zu sehr nervös, nicht ein Porno stöhnen, wir müssen ja keinen Orgasmus vortäuschen). Der junge Mann ist aber damit beschäftigt einer Familie ein Premierepaket aufzuschwatzen und erklärte gemütlich und ohne Hektik den Unterschied zwischen Paket a und Paket b. Nach ein paar Sekunden waren zwei Dinge klar: der Unterschied betrug 5€ pro Jahr und sonst nichts und das Familienoberhaupt der zukünftigen Abonnenten hatte soviel Gribs im Kopf als eine Dose Ravioli (ich meine die von Maggi).
Nächste Taktik: man spreche einen von den pickeligen Redshirtjogis direkt an. Nahkampf also. Allerdings sind die nicht so leicht zu erwischen, aber ich bin eine Frau im zarten Alter 39-. Ausreichend Erfahrung für so einen Morg ist vorhanden, kurz über Kreuz den Weg zwischen den Regalen abgeschnitten, dann gaaanz schnell ein Kleinmädchenklimpergesicht aufsetzen und sofort mit Kauf (und somit der Provision - bekommen die das bei Media Markt überhaupt) drohen. Direkt, gleich das gewünschte Gerät nennen (ausreichend Auswahlmöglichkeiten gab’s ja bevor ich in den Nahkampf ging) und eine Frage ohne ja/nein-Antwortmöglichkeit stellen. Ok, Beratungsqualität konnte und habe ich auch nicht erwartet, aber ein bisschen reden vor dem alle erlösenden "ok, ich nehm bitte den".

Also, am Montag kommt ein Fernseher. Nennen wir das Kind beim Namen, es ist ein Fernseher und man kann stumpfsinnige Serien schauen - aber jetzt wieder mit Stil. Auch wenn sich dazu ein kleiner Stuttgarter in Tussenform aufs Land wagen musste. Alles lief aber glatt und auch auf dem Land kann man überleben (von einer Hotelübernachtung wird aber vorerst abgesehen).

Und welchen Film gibt’s jetzt als erstes?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Das klingt ja nach einem Abenteuer, das aber so wohl auch in jedem media Markt des Landes und wahrscheinlich auch des Auslandes hätte stattfinden können. Erstaunlich wie sich die Berichte immer wieder gleichen. Ob die Verkäufer bei Media Markt eine Schulung erhalten, wie man Kundenkontakt weitestgehend vermeidet? Und ob das wohl zu höheren Verkaufszahlen führt, weil die Kunden sich auf sich allein gestellt von großen Angebotsschildern irreführen lassen? Irgendetwas muss ja dahinter stecken, denn Media Markt geht es ja verhältnismäßig gut...